Fachbuch von Drewer und Ziegler

Im letzten Jahr ist ein sehr gutes Buch auf den Markt gekommen:

Technische Dokumentation – Übersetzungsgerechte Texterstellung und Contentmanagement von Petra Drewer und Wolfgang Ziegler

Vogel Business Media, 2011, Würzburg; ISBN-10: 3834331015

Endlich haben wir in der Technischen Redaktion ein Lehrbuch für das Verfassen von Technischen Anleitungen und für die Prozessgestaltung. Ich empfehle das Buch nicht nur Anfängern, sondern auch erfahrenen Redakteuren. Das Buch ist so kenntnisreich geschrieben, dass wir alle etwas lernen können.
Den Autoren kommt der Verdienst zu, die beiden grundlegenden Aspekte der prozessorientierten Optimierung von der Technischer Dokumentation (Übersetzung- und Contentmanagement) in einem Buch zu diskutieren. Sie verdeutlichen nachdrücklich, dass beide Punkte zusammenhängen und auch in der Redaktion umfassend anzugehen sind. Einzig ist anzumerken, dass der Aspekt, wie Veränderungen in Redaktionen einzuführen und zu begleiten sind, vielleicht etwas zu kurz kommt. Die Einführung von Standardisierung oder auch die Modularisierung sind Veränderungen, die eine veränderte Arbeitsweise und -einstellungen der Technischen Redakteure bedürfen und damit den Menschen etwas abverlangen.

Den ersten Teil des Buches widmen die Autoren der sprachlichen Gestaltung von übersetzungsgerechten Ausgangstexten. Deutlich wird, dass wir als Technische Redakteure bei allen Schritten der Texterstellung den Forderungen nach Übersetzungsgerechtigkeit sowie der Verständlichkeit gerecht werden sollten/müssen. Diese Forderungen sind nicht neu, aber selten wurde ihre Bedeutung so gut und schlüssig dargestellt. Dabei reduzieren die Autoren Übersetzungsgerechtigkeit nicht (wie sonst häufig) auf den Einsatz einer einheitlichen Terminologie, sondern erläutern, wie wichtig es ist, dass wir als Technische Redakteure den Übersetzungsprozess in Gänze kennen und verstehen.

Zu Recht betonen die Autoren, dass verständliche Texte die Grundlage für übersetzungsgerechte Texte sind. Im 3. Kapitel des Buches demonstrieren sie diesen Zusammenhang an Hand von Beispielen. Mich hat u. a. beschäftigt, welche Folgen der Verzicht auf Artikel wie auch der Einsatz von satzübergreifenden Bezügen haben kann. Satzübergreifende Bezüge z. B. durch Personalpronomen sind für den Leser meist gut verständlich, aber im kontextlosen Übersetzen mit einem Translation-Memory-System stellen sie ein Problem dar.

Im zweiten Teil des Buches zeigen die Autoren, wie Technische Anleitungen mit Hilfe eines Contenmanagementsystems (Redaktionssystems) erstellt werden können. Dabei betonen sie die Bedeutung von Contentengineering wie auch den Zusammenhang des übersetzungsgerechten Schreibens, der Standardisierung und der Modulierung von Texten. Aus meiner Sicht können auch Redakteure, die ohne Systemunterstützung arbeiten, aus diesem Teil des Buches Anregungen entnehmen.

Sehr gut stellen die Autoren die Konzepte wie Reuse, Variantenmanagement vor, zeigen ihren Zusammenhang und wie sich die Konzepte gegenseitig bedingen. Besonders haben mir die Ausführungen zu den Metadaten gefallen. Die Idee und die Bedeutung von verschiedenen Metadaten werden sehr anschaulich erläutert und münden in der klaren Aussage:

Es muss einfacher sein, ein passendes Modul zu finden und wieder zu finden, als ein neues zu finden.