Für und wieder Methoden und Checklisten

Der Organisationsberater Rudolf Attems reflektiert den Einsatz von vorgefertigten Methoden wie Checklisten als Problemlöser. Was passiert mit unserer Wahrnehmung, wenn wir der Realität nur mehr mit vorgefertigten Methoden begegnen? Die Antwort ist nicht schwierig: Man nimmt die Dinge wahr, die die Methode verlangt, um eingesetzt werden zu können. In einem alten Sprichwort heißt es: „Mit dem Hammer in der Hand sieht man nur mehr Nägel“.

Kritisch sieht er, dass häufig Manager schablonenartig insbesondere auch ihre Mitarbeiter reagieren. Seiner Einschätzung, dass Mitarbeitergespräch nach Schema F geführt werden, kann ich kaum widersprechen (auch wenn ich rühmliche Ausnahmen kennengelernt habe). Da wird einfach in die Schublade gegriffen, ohne die konkrete, individuelle Situation wahrnehmen zu wollen.
Rudolf Attems setzt sich mit den beiden Polen auseinander, Methoden und Tools versus eigenen Weg finden. In den Unternehmen sieht er einen deutlichen Ausschlag in Richtung vorgefertigter Methoden und Best-Practice-Beispiele. Als eine Ursache für diese Entwicklung macht er die Angst aus, nichts Falsches tun zu wollen. Frei nach dem Motto, ich habe auf ein Problem mit einer anerkannten, verbreiteten, bewährten Methode reagiert und damit per Definition das Richtig getan. In diesem Zusammenhang gehört auch, dass viele Manager Entscheidungen nur auf Grund von Beratergutachten fällen. Sie sichern sich damit ab und versuchen, ihre Verantwortung und Pflicht abzugeben.

Gelassenheit und Distanz helfen
Aus Sicht vom Rudolf Attems kann man dieser Entwicklung nicht mit neuen, anderen Methoden begegnen, sondern nur mit einer anderen Haltung, die geprägt ist von Gelassenheit und Distanz. In einem Interview mit dem Standard betont er, dass immer mehr die Zeit für die Reflexion und zum Nachdenken fehlt. Dadurch neigen wir zum blinden Methodeneinsatz und gehen nicht den Weg des Entweder-oder und der Balance und Reflexion.

Zum weiter Lesen
Mehr erfahren Sie in dem aktuellen Mindletter von Rudolf Attems wie auch in dem Interview des Standard.
Ebenso interessant wie sein Artikel und das Interview finde ich die Kommentare zu dem Interview. Dort erfährt Herr Attems viel Zustimmung. Der Hinweis auf die Notwendigkeit von Methoden fehlt aber auch nicht. Methoden sind sinnvoll, damit das Rad nicht immer wieder neu erfunden wird. Sie dienen der Unterstützung, als Hilfestellungen. Die Kunst scheint zu sein, die in einer Situation die passende Methode angemessen einzusetzen.

Aufmerksam wurde ich auf das Interview durch den Beitrag von Jürgen Auer in der Xing-Gruppe „Aufträge & Kundengewinnung, Selbständigkeit & Wirtschaft, Ideen & Kontakte“.
Für Jürgen Auer ist ein Schlüsselsatz des Interviews die Aussage von Rudolf Attems: „Mein Befund lautet, es gibt zu viele Methoden und Handreichungen und zu wenig eigenes Denken“.


Methodeneinsatz in der technischen Dokumentation

Auch in der technischen Dokumentation werden gerne Checklisten und Leitfäden eingesetzt. Ist das nun schlecht? Meine Antwort lautet auch nach dem Lesen des Artikels von Rudolf Attems „Ja, aber….“ Wir müssen uns immer bewußt sein, dass Leitfäden Anregungen sind und wir diese auf unsere konkrete Situation beziehen, übertragen und anpassen müssen. Ein schematisches Anwenden und Umsetzen von Methoden ist auch in der technischen Dokumentation gefährlich. Auch uns technischen Redakteuren tut Reflexion und ein Schuss Gelassenheit gut.

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