Bei der Kommentierung und Analyse von Anleitungen stoße ich immer wieder auf das Phänomen, dass vor dem Inhaltsverzeichnis ein Text steht. Aus meiner Sicht macht dies wenig bis keinen Sinn. Bedenklich wird es, wenn Redakteure vor dem Inhaltsverzeichnis wichtige oder gar sicherheitsrelevante Informationen platzieren.
Inhaltsverzeichnis – Sinn und Zweck
Das Inhaltsverzeichnis soll dem Leser einen ausreichenden Überblick über den Inhalt der Anleitung gewähren. Es vermittelt auch einen ersten Eindruck über die Güte der Anleitung.
Ein gutes Inhaltsverzeichnis zeichnet sich dadurch aus, dass es übersichtlich ist und einen schnellen Zugriff auf die einzelnen Themen bietet. Dies wird u.a. möglich, wenn gleichgewichtige Punkte auch auf gleicher Gliederungsebene stehen und kurze und prägnante Überschriften verwendet werden.
In einem Internetforum zu typografischen Fragen wird deutlich Position bezogen:
Das Inhaltsverzeichnis sollte möglichst übersichtlich gegliedert sein. Eine allzu detaillierte Gliederung mit zu vielen Unterkapiteln ist zu vermeiden, da diese eher verwirrend auf den Leser wirkt. Eine neue Gliederungsstufe darf nur dann eingesetzt werden, wenn sich darauf mindestens zwei Unterkapitel besetzen lassen.(1)
Nichts davor, alles dahinter
In einem früheren Beitrag habe ich Inhaltsverzeichnisse mit Krähennestern verglichen. Die Richtlinie für die Abfassung schriftlicher Arbeiten im Studiengang Mediapublishing charakterisiert das Inhaltsverzeichnis als einen Wegweiser, der „auf alle Elemente hinweist. Wenn man nach dem Inhaltsverzeichnis selbst erst suchen muß, ist das eine paradoxe Situation und auch unprofessionell.“ (2) Zulässig ist, ein Vorwort oder ein Geleitwort vor dem Inhaltsverzeichnis zu platzieren. Jeder andere Textteil kommt dahinter und wird auch ins Verzeichnis aufgenommen. Ein Hinweis zur Nummerierung der Kapitel: Durchnummeriert wird von der Einleitung bis zum Entsorgung. Der Anhang wird nicht nummeriert, sondern nur mit Seitenzahlen angegeben.
Literatur
- (1): http://www.typografie.info/3/topic/25443-reihenfolge-vorwort-geleitwort-inhaltsverzeichnis
- (2) Richtlinien für die Abfassung schriftlicher Arbeiten im Studiengang Mediapublishing, http://www.hdm-stuttgart.de/mp/richtlinien_vvb.pdf
Hallo,
ich sehe es ebenso. Der geneigte Leser unserer Texte sitzt nicht in Ruhe vor seinem Kamin und liest Lyrik. Er steht stattdessen möglicherweise neben einer lärmenden Maschine und muss in kurzer Zeit einen Text über einen Handlungsablauf finden, der ihn sicher in die Lage versetzt, eine Tätigkeit auszuführen. Der Text muss daher entsprechend strukturiert sein. Dazu gehört natürlich auch, dass unser geneigter Leser, der Nutzer unserer Dokumentation, nicht lange suchen will. Erfahrungsgemäß findet er die ersten Informationen, die er benötigt, im Inhalts- und Stichwortverzeichnis. Gerade deshalb sollte das Erstere immer an der richtigen Stelle stehen, am Anfang der Dokumentation. Alles andere, insbesondere notwendige Warnhinweise, folgt dann.
Danke für diese klaren Worte.